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Muskelverletzungen

Muskelverletzungen zählen zu den häufigsten Sportverletzungen. Betroffen sind oft Sportler, die immer wieder plötzlich beschleunigen oder stark abbremsen müssen, z. B.  Hand- und Fußballer oder Squash- und Tennisspieler. Auch eine stärkere Gewalteinwirkung kann den Muskel schädigen. Durch Ermüdung, Selbstüberschätzung, Vorschäden in der Muskulatur und schlechtes Aufwärmtraining werden Muskelverletzungen zusätzlich begünstigt.
Der Mechanismus der zu den meisten Muskelverletzungen führt, ist im Prinzip immer ein und derselbe. Nur der Schweregrad der Schädigung ist unterschiedlich. Grund für die Muskelverletzung sind in erster Linie Unstimmigkeiten oder Fehlsteuerungen im Wechselspiel von Anspannung und Entspannung der Muskelgruppen (hauptsächlich in den Waden- und Oberschenkelmuskeln).

Zu den häufigsten Muskelverletzungen zählen:

  • Muskelkater: Durch Überlastung der Muskulatur kommt es zu sehr feinen Faserrissen (Mikroläsionen).
  • Muskelzerrung: Durch eine starke Überdehnung kommt es zu kleinen Einrissen in der Muskulatur. Die Beschaffenheit des Muskels bleibt erhalten.
  • Muskelfaserriss: Durch sehr starken Zug am Muskel können einzelne Fasern reißen.
  • Muskelriss: Bei sehr heftiger Krafteinwirkung kann der ganze Muskel bzw. das Muskelbündel reißen.

Hintergrundinformationen über unsere Skelettmuskulatur :
Bewegen wir uns aktiv, dann hängt dies immer mit einem Wechsel zwischen Kontraktion und Erschlaffung der quergestreiften Muskulatur (Skelettmuskulatur) zusammen. Die Muskelkontraktion, also die aktive Verkürzung des Muskels, ist willkürlich steuerbar.

Die Muskelfasern ermöglichen das Zusammenziehen der Muskeln. Mehrere Muskelfasern sind zu Muskelfaserbündeln zusammengefasst, und jeder Muskel (bestehend aus mehreren Muskelbündeln) besitzt eine Bindegewebshülle. Diese Muskelhülle verleiht dem Muskel seine anatomische Form.
Jede Muskelfaser enthält als Hauptbestandteil fadenförmige Strukturen, die Myofibrillen, die die Muskelfaser parallel in Längsrichtung durchziehen und sich verkürzen können.
Die Myofibrillen wiederum bestehen aus zwei Untereinheiten, den Myofilamenten und den Sarkomeren, die durch ihr Aussehen (Querstreifen) der quergestreiften Muskulatur ihren Namen geben.     


Ursachen

Ein Muskel besteht aus vielen nebeneinanderliegenden Muskelfasern. Diese können durch eine plötzliche Überbeanspruchung oder auch durch Belastungen überdehnen oder sogar reißen. Untrainierte bzw. nicht erwärmte Muskulatur ist für derartige Verletzungen besonders anfällig. Mitunter kann auch eine Muskelermüdung oder ein unkoordiniertes Zusammenspiel der sich ergänzenden Muskelgruppen für die Verletzung verantwortlich sein.

Weitere Risikofaktoren für Muskelverletzungen sind unter anderem:

  • Vorangegangene, nicht ausgeheilte Verletzungen an Muskeln und Sehnen
  • Kalte oder feuchte Wetterverhältnisse beim Sport
  • Muskelschwäche durch wenig Bewegung oder Mangelernährung
  • Unzureichende Flüssigkeitsaufnahme
  • Neigung zu Muskelverhärtungen oder Muskelkrämpfen (z. B. durch Magnesiummangel)
  • Erkrankungen des Bewegungsapparats
  • Gewalteinwirkungen oder Stürze
  • Entzündungsherde im Körper (z. B. vereiterte Zähne, Atemwegsinfektionen)

Mit steigendem Ausmaß der Verletzung unterscheiden Experten zwischen Muskelzerrung, Muskelfaserriss und Muskelriss. Was viele nicht wissen: Auch ein gewöhnlicher Muskelkater, der als Vorstufe einer Zerrung einzuordnen ist und nach wenigen Tagen von selbst verheilt, zählt zur Kategorie der Muskelverletzungen.

Wird ein Muskel plötzlich überdehnt, kommt es zu einer Muskelzerrung. Nach außen hin scheint der Muskel unversehrt, eine Gewebeschädigung ist nur mikroskopisch zu erkennen.

Ist der Zug am Muskel zu groß, können einzelne Fasern reißen. Es kommt zum Muskelfaserriss. In manchen Fällen erkennt man den Riss an einer Delle in der Haut über dem entsprechenden Muskel. Schwellung und Schmerzen setzen sofort nach dem Unfall ein, zusätzlich ist der Muskel kraftlos und schlaff, so dass der Betroffene ihn nur noch bedingt bewegen kann. Auch ein Bluterguss ist typisch.
Bei sehr heftigen Krafteinwirkungen kann der Muskel bzw. einzelne Muskelbündel reißen, es kommt zum Muskel(bündel)riss. Der Betroffene leidet unter stechenden Schmerzen, der Muskel zieht sich ruckartig zusammen und schwillt an. Nach außen hin ist der betroffene Körperteil durch einen Bluterguss bläulich verfärbt, Dellen oder Beulen an der Stelle des Risses können ebenfalls auftreten. Bei dieser Verletzung wird die Funktion des Muskels erheblich beeinträchtigt.


Symptome

Die Symptome einer Muskelverletzung variieren, je nach Ausprägung und Verletzungsart, vor allem hinsichtlich der Schmerzintensität und den Begleitsymptomen. Die Schmerzen reichen von leichten, ziehenden Schmerzen über krampfartige bis hin zu akuten, stechenden Schmerzen. Die Muskeln sind druckempfindlich, teilweise lassen sich Verhärtungen ertasten.

Hier einige typische Symptome unterschiedlicher Muskelverletzungen im Überblick:

  • Bei einem Muskelkater entstehen Schmerzen vor allem bei Druck, Dehnung und Anspannung.
  • Bei einer Muskelzerrung kommt es unter anderem zu krampfartigen Schmerzen, vor allem wenn der Muskel belastet wird.
  • Der Muskelfaserriss ist meist schon mit bloßem Auge als Delle in der Haut über dem betroffenen Muskel zu erkennen. Hinzu kommen Schwellungen und Schmerzen und Blutungen, letztere werden in Form von Blutergüssen sichtbar.
  • Beim Muskel(bündel)riss kommt es zu einer Blutung innerhalb der Muskulatur und zu heftigen, stechenden Schmerzen. Der Muskel zieht sich schlagartig zusammen und verliert seine Funktion. Äußerlich tritt eine Verdickung in Erscheinung, der betroffene Körperteil schwillt an und ist durch die Blutung bläulich-rot verfärbt.

Je nach vorliegender Art der Muskelverletzung können weitere Symptome auftreten:

  • Bewegungseinschränkungen der betroffen Gliedmaßen
  • Lokale Entzündungsanzeichen
  • Muskelverhärtungen
  • Blaue Flecken
  • Funktionseinschränkungen der betroffenen Muskeln

    
Diagnose

Zunächst erfolgt eine ausführliche Anamnese (Befragung zur Krankengeschichte des Patienten) und Fragen nach dem Unfallhergang. Der Arzt untersucht, ob die Beweglichkeit und Funktion der betroffenen Muskulatur eingeschränkt und ob Schwellungen und Hämatome sichtbar sind. Mit verschiedenen Bewegungstests kann er das Ausmaß der Einschränkung ermitteln. Zusätzlich tastet er den betroffenen Körperteil nach Dellen in der Haut ab – diese können ein Hinweis auf einen Muskelfaser- bzw. Muskelbündelriss sein.
Eindeutige Diagnosen sind am Anfang der Krankheit recht schwierig, da die Symptome nicht ohne weiteres voneinander abzugrenzen sind und verschiedene Muskelverletzungen ein ähnliches Beschwerdebild aufweisen. Suchen Sie daher einen erfahrenen Facharzt (Orthopäden oder Sportmediziner) auf und beschreiben Sie Ihre Beschwerden möglichst detailliert.
Um den Grad der Verletzung sowie die genaue Lokalisation eines Blutergusses zu bestimmen, kann der behandelnde Arzt eine Ultraschalluntersuchung durchführen. Bei unklarem Befund wird in der Regel durch eine Kernspintomographie Klarheit geschaffen.


Therapie

Kommt es zu einer Muskelverletzung, sollte grundsätzlich immer rasch gehandelt werden! Die richtigen Sofortmaßnahmen können helfen, Folgeschäden zu vermeiden und den Heilungsprozess der Verletzung zu beschleunigen.
Hier hat sich das sogenannte PECH-Schema bewährt:

 

  • P - Pause: Pause einlegen! Nach der Verletzung sollten sportliche Betätigungen sofort eingestellt und weitere Belastungen vermieden werden.
  • E - Eis: Eis auflegen! Durch Kühlung verengen sich die Blutgefäße, Schwellungen und Blutungen werden verringert. Kälte lindert den Schmerz in den betroffenen Körperteilen.
  • C - Compression: Kompressen / Bandage anlegen! Durch einen rechtzeitigen Druckverband werden Ausdehnungen von Blutungen und Schwellungen unterbunden. Dies ist besonders hilfreich bei Muskelfaserrissen, stark geschwollenen Gliedmaßen und Blutergüssen.
  • H - Hochlagerung: Bein hochlagern! Um den Blutrückfluss zu verbessern, sollte das betroffene Gelenk möglichst hoch gelagert werden. Schwellungen und damit verbundene Schmerzen werden somit gelindert.


Konservative Therapie (Therapie ohne Operation):
Die weitere Behandlung ist abhängig von der Schwere der Muskelverletzung. Ein Muskelkater, Muskelzerrungen oder unkomplizierte Blutergüsse verheilen in der Regel mit etwas Kühlung und Ruhigstellung des betroffenen Gelenks schon nach kurzer Zeit. Ihre Behandlung erfolgt daher in der Regel konservativ, d. h. ohne Operation. Gegebenenfalls können leichte Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente die Beschwerden lindern.

Zur Ruhigstellung und Stabilisierung der betroffenen Muskelpartie ist in vielen Fällen ein sogenannter Tape-Verband ausreichend. Abhängig von der Art des Tapings kommt es zu einer spannungssteigernden oder spannungssenkenden Wirkung auf die Muskeln. Dabei wird die Bewegung des Patienten nicht eingeschränkt, sondern gefördert. Wichtig ist, dass der Verband fachgerecht angebracht wird!
Als sehr hilfreich haben sich zusätzlich zur konservativen Therapie krankengymnastische Anwendungen, Lymphdrainagen, Elektrotherapie oder eine Ultraschalltherapie erwiesen. Wichtig bei der Physiotherapie ist vor allem, dass die Behandlung schmerzfrei erfolgt. Gegebenenfalls müssen alternative Therapiemaßnahmen in Betracht gezogen werden.

Operative Therapie
Liegt ein Muskel(bündel)riss vor, bei dem mehr als die Hälfte des Muskelquerschnitts gerissen ist oder besteht ein sehr großer Bluterguss, so wird eine Operation in der Regel notwendig. Der Bluterguss wird ausgeräumt und die gerissenen Muskelfasern werden wieder zusammen genäht. Nach der Operation muss der Muskel ein bis zwei Monate geschont bzw. ruhiggestellt werden, um ein erneutes Zerreißen zu vermeiden. Es folgt ein krankengymnastisches Aufbautraining der Muskeln. Die Belastung sollte nur schrittweise gesteigert werden.

Für jede Form der Verletzung von Muskeln gilt: Eine vorzeitige Belastung kann den Heilungsprozess empfindlich beeinträchtigen und Komplikationen (z. B. Narben im Muskel oder chronische Entzündung) mit sich bringen. Es ist ratsam, den Muskel entsprechend der Anweisungen des Arztes zu schonen und die Belastungsintensität nur langsam zu steigern.


Vorbeugen

Wer immer die gleichen, einseitigen Bewegungen macht, sei es in der Arbeit vor dem Computer, beim Ausüben von Hobbys, beim Fußball oder beim Laufen, kann Muskelprobleme bekommen, da sich die Muskeln verkürzen. Muskelgruppen die kaum benutzt werden, neigen dazu, schwächer und verletzungsanfälliger zu werden.

Um Muskelverletzungen vorzubeugen, sollten Sie folgende Tipps beachten:

  • Ein moderates Training und richtiges Aufwärmen und Dehnen vor bzw. nach dem Sport sind essentiell, um Verletzungen zu vermeiden.
  • Versuchen Sie regelmäßig, mindestens zwei Mal pro Woche, Sportarten wie z. B. Schwimmen, Walking, Yoga oder Gymnastik zu betreiben. Achten Sie darauf, dass Ihre Muskelgruppen gleichmäßig stark beansprucht werden! Beginnen Sie ihr Training immer mit einer Aufwärmphase und steigern Sie ihre sportliche Leistung Schritt für Schritt. Eine untrainierte Muskulatur sollte anfangs nicht zu intensiv und zu lang gefordert werden!
  • Wenn Sie empfindlich sind und zu Muskelverhärtungen neigen, sollten Sie anspruchsvolle Sportarten bei kalter Witterung vermeiden.
  • Anregende, durchblutungsfördernde Sportgele können helfen, die Nährstoffversorgung des Muskels zu optimieren und feinen Muskelverletzungen entgegenzuwirken.


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